hallo welt,
ich war in einem land, in dem es strassen gibt, die nicht alle menschen nutzen dürfen, die bauern von ihren olivenhainen trennen, die umzäunt von mauern sind - dreimal höher als die berliner, wo wohngebiete sich von außen betrachtet in nichts von haftanstalten unterscheiden, wo checkpoints und soldaten zum alltag gehören. mauern zerschneiden wohngebiete in kontrollierbare planquadrate. menschen werden aus ihren häusern vertrieben, später werden darauf fahnen mit symbolen gehisst um sie von halben kindern besetzen und dann von deren familien "besiedeln" zu lassen. ja, ich war in ostjerusalem. ja, ich war im arabischen beit hanina, ich gestehe das hier, aber ich war zu feige das in tel aviv beim flughafenverhör anzugeben, das wird dort nämlich nicht gewünscht. ich habe auch gesehen: es gibt keinen baustopp für neue siedlungen auf palästinensischem land.
ich war in einem land, in dem viele sprachen gesprochen werden und manch eine klingt so weich und schön, dass man sie singen möchte, in diesem land kann sie auch sehr ausschließend, scharf und befehlend klingen. wirtschaftliche interessen, kontrolle, bauindustrie, landwirtschaft und wasserressourcen, all das kann hier nur angedeutet werden - der umgang damit läuft hier und dort schief, aber dort eben auch! welt, ich war naiv, nun bin ich enttäuscht, bin einem mythos auf den leim gegangen. es gibt kein gutes volk. es gibt immer nur solche und solche menschen - überall, genau wie hier.
ich dachte an menschenwürde, menschenrechte und bewegungsfreiheit, gewisse geschichtliche parallelen.
ich war erschrocken, welt. ich kenne mauern und ich kenne den deutschen beitrag zu dieser entwicklung und welt, mir wird schlecht bei alldem.
durch vererbung traumatisierte menschen, die ihr trauma dazu benutzen, andere menschen legitim zu traumatisieren, wo soll das hinführen?
wer kann das stoppen? wann werden sie aufwachen? wer darf ihnen sagen, dass sie einen fehler begehen? auf wen werden sie hören?
doch, wer würde sich mit dieser geschichte nicht verfolgt und bedroht fühlen?
wann werden sie anfangen, sich gegenseitig zu respektieren? wie kann ihnen dabei geholfen werden?
gibt es ein sie? gibt es ein wir?
hannah arendt schreibt: ohnmachtsgefühle können zu gewalt verführen. gewalt tritt auf, wo macht verloren ist ... aus den gewehrläufen kommt immer der wirksamste befehl, der auf unverzüglichen fraglosen gehorsam rechnen kann. was niemals aus den gewehrläufen kommt, ist macht.
sie schreibt auch: der sinn von politik ist freiheit.