
sie haben sich hübsch gemacht und feiern den überstandenen winter.
luft holen.
durchatmen.
kostbare momente genießen.
loslassen.
Hach! Philosophie ist so spannend!!! Und es gab auch schon vor 200 Jahren Menschen, die ihr aus ökonomischen Gründen nicht in befriedigendem Maße nachgehen konnten und es trotzdem immer wieder versuchten. Das find ich jetzt gut! Und daß oft die richtig feinen und großherzigen fortschrittlichen Menschen eingesperrt wurden, macht mich total wütend und traurig! Aber es will mir etwas sagen!
Im Austausch bleiben, im Stoffwechsel, am Leben.
Ohne Halt. Schweben?!
Hausverwaltungen, Medien, Energiekonzerne...
Daß Sie uns Dinge, die sebstverständlich sein sollten, wie gute Nachrichten verkaufen und schlechte Nachrichten wie Selbstverständlichkeiten, das ist kein gutes Zeichen.
solange es noch Februar ist, werde ich zu meinem Geschreibse stehen
Geländer
Das Geländer ist deutlich zu sehen aus dem Wohnzimmerfenster meiner Mutter. Dieses kleine Treppengeländer mit den gelben Sprossen und dem sich bis nach unten schlängelnden schwarzen Gummigriff ist deutlich von hier zu erkennen. Es sind die gelben Sprossen aus Metall, die im Abstand der Größe eines 5jährigen Kinderkopfes die Treppen abwärtsführend das Geländer tragen. Der 5jährige Kinderkopf, gehörte mir, ich hatte ihn damals aus purer Langeweile oder aus übermütigem Schabernack à la: „guck mal was ich kann“ zwischen die Sprossen des Geländers gesteckt, während ich meiner Mutter, die mich gerade abholen wollte, von dort oben aus zusah, wie sie noch einen freundlichen Plausch auf dem Treppenabsatz mit den Kindergärtnerinnen hielt. Meine Ohren leisteten hartnäckigen Widerstand, als ich mich dem Zwischenraum der gelben Metallstäbe entwinden wollte. Ich heulte wohl und sie befreiten mich, wobei sie die sicher tröstend gemeinten und später noch oft gehörten Worte sagten: Bis du heiratest ist alles wieder gut. Ich heiratete nicht, aber das ist wohl kaum die Ursache dafür, dass vieles nicht wieder gut wurde!
Dieses Geländer also mit den gelben Metallsprossen, durch das ich damals meinen Kopf steckte und das sich noch immer im Inneren des Kindergartens befindet, ist jetzt deutlich zu sehen aus dem Wohnzimmerfenster meiner Mutter. Das Dach und einige Außenwände des Gebäudes bilden einen Schuttberg. Staubend, krachend und donnernd frisst sich die Zange des Abrissfahrzeugs durch das Treppenhaus und reißt große Betonwandbissen heraus. Splittern hallt zwischen den Häuserreihen, die ein großes Oval um diesen Ort bilden. Über der Eingangstür leuchtet noch wie vor 30 Jahren, jetzt deutlich zusammenhangloser, das rote und weiße Rautenmuster auf dem Blau der Fassade. Das auf die Fensterscheiben gemalte Märchen von der großen Rübe, die nicht aus der Erde wollte und nur mit Mann und Frau und Kind und Hund und Katz und Maus hinauszuziehen war, fiel schon vor Tagen in Scherben. Nun fehlen auch Schlafräume und Durchgang, sie liegen auf den Trümmern des Spielzimmers. Die Wände der Küche sind in den Waschraum mit den kleinen Toiletten gefaltet, als wären sie nicht schwerwiegender als unsere ersten Papierhäuser im Bastelzimmer. Ein Bauarbeiter mit Helm geht über die verwilderte Fläche des kleinen Innenhofes, auf den ich von hier aus noch nie einen Blick hatte. Im Sommer verwandelte sich diese geschützte Stelle in unser Badeparadies, weil die Kindergärtnerinnen und der Hausmeister dort die blauen Planschbecken für uns aufstellten, in denen wir nur mit Badeerlaubnis von zu Hause planschen durften.
Ich frage mich, ob der Mann mit dem Helm etwas bei dieser Arbeit empfindet an diesem trüben und zugigen Februartag.
Lange schon quietschten die Klappfenster nicht mehr, die auch noch Jahre nach meiner dort verbrachten Zeit die Mittagsruhe im Kindergarten einläuteten. Lange schon tobten und sangen keine kleinen Scharen von Vorschulkindern oder die Kinder der „vorjüngsten“ Gruppe durch das Wohngebiet meiner Mutter. Lange schon gab es weder Ermahnungen noch Lachen oder die fröhlichen: „Komm wir malen eine Sonne“- Feste.
Ab und zu pfiff ein Rentner seinen Hund von der Grünanlage. Viel spielte sich nicht mehr ab in den letzten Jahren vor ihrem Wohnzimmerfenster, bis auf die zwei Notarzteinsätze auf der großen Wiese vor den zehnstöckigen Wohnblocks. Manchmal trafen sich abends ein paar Jugendliche in den leeren Mauern des flachen Gebäudes und sprühten ihre Graffitis oder hörten Musik. Sollten sie doch, einen Jugendclub gab es ja nicht mehr in der Nähe und warum nicht den alten Kindergarten nutzen? Ich schließe das Fenster. Mir ist kalt. Ich will nicht mit ansehen, wie sie das kleine gelbe Treppengeländer herausreißen und auf den schon 3 Meter hohen Schuttberg werfen, darüber fahren, es verbiegen und zerbrechen.
Ich weiß, wenn ich hier wieder zu Besuch bin, wird dort ein Loch klaffen und es wird lange dauern, bis ich mich daran gewöhnen werde, dass dann die tausend Fensteraugen der Häuser dahinter gleichgültig oder verwundert in die leere Mitte unseres Wohngebietes starren. Ich weiß es, denn vor dem Fenster des Zimmers, das zur anderen Seite hinaus zeigt und das früher mein Kinderzimmer war, stand meine Schule, in die ich 10 Jahre lang ging. Wenn im Sommer die großen Bäume, die es noch gibt, mit ihren Blättern winken, bilde ich mir manchmal ein, ihre Silhouette und die blaue abgeblätterte Farbe dahinter zu erkennen, dann versuche ich mich zu erinnern und wie an einem Geländer in meine Kindheit zu klettern. Im Winter allerdings ist es trostlos.
...und draußen singen mir die Spatzen ein Lied vom Frühling...
...es nimmt nun seinen weiteren Lauf...
Nun ist er raus, der Weisheitszahn. Vierzig Minuten haben sie mich festgehalten, geschnitten, gefräst, gesägt, gedrückt, gehebelt und gezogen - am Ende vernäht. Die Geräusche in meinem Schädel zerschnitten meine Gedanken, ließen mich zittern und trieben mir die Tränen über die Wangen. Meine Panik ließ in dem Moment nach, als die Schwester meinen Kopf in ihre warmen Hände nahm und ihn stützend hielt. Vielleicht ließ mich auch das erst in Tränen schwimmen.
Jetzt: heilen lassen
in einer stunde ist showtime.
dass die sängerin direkt aus einer anderen stadt und direkt von einer anderen bühne im club ankommen würde war klar, das ist ein altes phänomen. dass die geigerin sich, ihre geige und ihr keyboard trotz grippe pünktlich zum soundcheck schleppen würde, der dann doch erst 2 stunden später im zugigen keller beginnt, auch das. dass gestern nacht der gastgitarrist beschlossen hat, beim auftritt mitzuspielen, ohne seit einem jahr mitgeprobt zu haben, trägt zur spontaneität bei. dass der schlagzeuger geburtstag hat und glücklich ist, weil der lästige rücktransport seines schlagzeuges entfällt, da er das der vorband mitnutzen darf, sei ihm gegönnt. dass der trompeter sich zu alt fühlt und von einem eigenen jacques-brel-abend in paris träumt, statt dem getöse im suff und rauch im keller eines ex-besetzten hauses nachts um halb zwei, auch das musste irgendwann so kommen. aber dass die mutter des bassisten in einer 800km entfernten stadt auf der intensivstation um ihr leben ringt und sich ihr sohn nun zu hause wahrscheinlich seinen nächsten schuss setzt und telefonisch für trost und fragen nicht mehr zu erreichen ist, das stand nicht im drehbuch. dass auch seine mutter sterblich ist, darauf war er nicht vorbereitet. unsere band ohne unseren bassisten, wie soll das gehen? ohne seinen bass, der alles trägt und alles fängt, nur nicht heute. unsere gage werden wir ihm schenken für die zugfahrkahrte morgen, ich hoffe nur, er fährt auch wirklich.
gleich ziehen wir uns alle die lustigen kostüme an und dann ist showtime.